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Rehaklinik Wien Baumgarten

 

Rehaklinik Wien Baumgarten / Ort: Wien, Reizenpfenninggasse 1, 1140 Wien / Bauherr und Projektmanagment: VAMED / Planung: kopperarchitektur / Projektleiter: David Pasek / Mitarbeit: Ivonne Zimmermann, Johanna Kopper, Christoph Prammer, Christina Simmel, Marlies Arnhof / Landschaftsarchitektur: idealice / Statik: WENDL / Bauphysik: Rosenfelder & Höfler / Planung ab 2009_06 / Realisierung 2011_10 bis 2013_08 / www.rehawienbaumgarten.at/ BGF: ca. 17.100m2 / NGF ca. 14.750m2 / BRI ca. 60000m3 / Fotos: Sebastian Schubert und Pez Hejduk

 

Vorbemerkung


Ein heute wesentlicher Bestandteil des berühmten Otto Wagner Spitals auf der Baumgartner Höhe ist das relativ neue Orthopädische Zentrum, das jährlich sehr erfolgreich über 2000 Eingriffe am Bewegungsapparat vornimmt. Dieser Erfolg wurde allerdings dadurch etwas beeinträchtigt, dass die Patienten nur verspätet die Rehabilitationstherapie antreten konnten, da es in Wien selbst bis dato keine geeignete Einrichtung gab.

Daher war es für die Projektentwicklung naheliegend, zumindest einen Teil der verfügbaren Grundstücke mit dieser Nutzung zu belegen.


Bauplatz


Daher wurden für die Nachnutzung der überwiegend technischen genutzten Ostbereiche des Krankenhausareals die Flächen zwar schwerpunktmässig für Wohnbau vorgesehen aber es sollten Nutzungen wie ein Rehabzentrum auch möglich sein. Dh. die Flächenwidmung, die auf dem Masterplan von Albert Wimmer aufsetzt, lässt eine entsprechende Bebauung zu.

Das für das Rehabzentrum vorgesehene Grundstück war bebaut – mit ebenerdigen Garagen und Werkstätten aber auch mit einem, inzwischen unbewohntem fünfgeschossigem Schwesternwohnheim und einer Apotheke aus den 70iger Jahren. Diese musste übersiedelt werden und hat im Pavillon 7 Platz gefunden. Erschwerend für das Baugeschehen war allerdings eine Fernwärmeleitung, die das energetische Rückgrat des Krankenhauses bildete und quer über das Baufeld lief. Daher verzögerte sich die Freimachung des Baufeldes zu Projektbeginn und als Konsequenz wurde das Gebäude in zwei Phasen realisiert um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Ein wesentliches Element des Bauplatzes, mit dem wir sehr behutsam umgehen mussten, war die in einem kleinen Abstand zur östlichen Grundgrenze verläufende charakteristische Krankenhausmauer, die das gesamte Areal früher hermetisch abgeschlossen hat und die heute zu Recht als Denkmal eingestuft ist.


Auftraggeber, Patient_innen und Angebot


Das Rehabzentrum wurde auf Grund der gegebenen Bedarfsanalysen von der VAMED, die als privater und international tätiger Bauträger und Betreiber von Gesundheits- und Thermeneinrichtungen auftritt, entwickelt und errichtet..

Die Patient_innen können nach Vorliegen einer entsprechenden medizinischen Indikation einen Antrag auf einen Rehabilitationsaufenthalt beim jeweiligen Versicherungsträger einbringen, wobei 3 Wochen Aufenthalt im Einzelzimmer vorgesehen sind. Es sind natürlich alle üblichen Einrichtungen zur Rehab vorgesehen,. abgerundet wird das Funktionsprogramm um ein Ärztezentrum und als Besonderheit ist das medizinisch notwendige Therapiebad außerhalb der Behandlungszeiten für die Öffentlichkeit zugänglich – hier wurde vor allem an die zukünftige Wohnbevölkerung gedacht.

 


Strukturelle Rahmenbedienungen


Das neue Gebäude steht im Einflussbereich von drei Kraftfeldern – einerseits der Topographie der Baumgartner Höhe,speziell mit dem östlichen Geländeabfall, andererseits des historischen Masterplans der Anlage der 1907 eröffneten Niederösterreichische Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke den Carlo von Boog entwickelt und den Otto Wagner überarbeitet hat, und nicht zuletzt war während der Planungsphase der Masterplan für die Wohnbebauung von Albert Wimmer wirksame Realität, auf die zu reagieren war.

 


Städtebauliche Reaktion

 

In Anlehnung an die historische Spitalsanlage mit den raumbildenden Pavillons wurden aus dem Gesamtprogramm des Rehazentrums funktionell verwandte Teile zu weißen massstäblichen Pavillons verdichtet und diese dann mit einer formal abgesetzten Klammer verbunden. Die Höhen dieser neuen Pavillons bilden einen Übergang zwischen den bereits bestehenden Gebäuden im Osten und der baulichen Struktur des Krankenhauses im Westen und weichen im Vergleich zu den abgebrochenen Volumen des Schwesternwohnheims von der östlich gelegenen Reizenpfenninggasse zurück.

Als weiterer bestimmender Aspekt wurde die Topographie angenommen: Dies führt zu einer Staffelung der Baukörper und zu einem ganz intensivem Bezug zwischen Innen und Außen – das Gebäude kann in vier verschiedenen Geschoßen ebenerdig betreten werden – an der Ostseite geht man im zweiten Untergeschoss in den Garten der Schwimmhalle während an der Westseite einige Patientenzimmer im Erdgeschoss eine Terrasse haben.

Die infrastrukturelle Anbindung für die Transportlogistik erfolgt über eine nördlich gelegene Versorgungsstraße im ersten Untergeschoss sowie im Erdgeschoss.

Zur Tiefgarage fährt man aber erst einmal bergauf in das 1. UG.

Als Kulmination der Beziehung zwischen Gebäude und Landschaft wurde die Landschaft über dem Therapiebad aufgeklappt und die Zwickelflächen schräg situiert und vollständig verglast.


Räumliche und Konstruktive Besonderheiten


Wesentliche konstruktive und formale Elemente sind die fünf Lichtzylinder in der Badehalle: hohle, oben verglaste Zylinder wurden mit genau definierten Kugelzylindern verschnitten und bestimmen zum Teil auch die Kontur der Becken; sie tragen die Halle und bringen flutendes Tageslicht . Der östlichste Lichtzylinder nimmt die gewendelte Treppe auf, die die Badehalle mit der Sauna und der Ruhezone verbindet – der nordwestliche Zylinder ist die Erlebnisdusche und wurde mit RGB Licht für besondere Effekte ausgerüstet.


Funktionelle Verteilung


Beim Haupteingang befindet sich eine Cafeteria und die Rezeption, die gleichzeitig mit der Eingangshalle die funktionelle Schnittstelle des Gebäudes ist : Hier führt die Ost-West-Magistrale vorbei und hier liegt die vertikale Verknüpfung der Anlage mit der Liftgruppe.

Westlich befindet sich im Erdgeschoss ein Ärztezentrum, ein Multifunktionssaal und die großzügigen Speisesäle mit angeschlossener Frischküche.

Darüber sind in der Form eines H auf den oberen vier Ebenen die Bettenstationen mit insgesamt 152 Einzelzimmern organisiert.

Die besondere Fensterkombination der Einzelzimmer zeichnet sich prägend an der Fassade ab: jedes Zimmer hat ein französisches Fenster und ein Fensterelement, das bis zur Rohdecke reicht, damit der Bewohner vom Bett aus sowohl den Himmel als auch den



 fantastischen Ausblick auf die Stadt oder ins Grüne genießen kann. Trotz der effizienten Aussenbeziehung ist durch das Konzept ein bauphysikalisch günstiges Verhältnis von verglasten zu massiven Flächen gewährleistet und darüber hinaus ist in jeder Situation der Brandschutz gewährleistet. Eine Verschattung mit aussenliegenden Stores und innenliegenden Vorhängen schafft ein angenehmes Raumklima.

Östlich ist der Therapietrakt als nach Osten gedrehter Pavillon angeschlossen, der mit allen Diagnose- und Behandlungsräumen ausgestattet ist, von Ganganalyse bis zu Wannenbädern. In Sichtverbindung zur Eingangshalle ist auf dieser Seite auch das Therapiebad angesiedelt, das dem „Pavillon“ vorgelagert ist.

Über dem Therapiebereich befinden sich die Räumlichkeiten der Verwaltung.

 

Die Klammer über all diese Elemente ist die ost-west situierte Magistrale, die es in jedem Geschoss gibt und die eine einfache Orientierung innerhalb des Gebäudes ermöglicht und sich immer wieder zu Aufenthaltsbereichen aufweitet.

Jeder Bereich ist etwas anders gestaltet, damit die Patienten, die meist etwa drei Wochen intensives Rehaprogramm absolvieren, jeweils unterschiedliche räumliche Situationen erleben und den Bereich, in dem sie ihren Aufenthalt verbringen als den ihren erkennen. Dementsprechend sind auch die Gänge der Bettenzimmer gestaltet, die durch die verschieden farbigen Nasszellen charakterisiert sind.


Haustechnik


Die aufwändige Haustechnik, die für so ein Gebäude notwendig ist, ist an zwei Stellen konzentriert: Einerseits in den Dachzentralen über den Bettentrakten und andererseits in einer Ebene unter der Schwimmhalle. Das gesamte Gebäude ist mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, mit der im Hochsommer auch moderat gekühlt werden kann. Die Beheizung erfolgt mittels Fernwärme, die im Gebäude einen eigenen Gebietsverteilerraum hat. Die Lüftungsanlagen aber auch die Wasseraufbereitung des Schwimmbeckens sind mit Wärmetauschern versehen.


Landschaft


Für die Einbettung des Gebäudes in die gegebene Topographie ist auch die Grünraumgestaltung ein wichtiger Puzzlestein – der Entwurf entwickelt sich aus dem Übergang vom Gebäude in einen „Parkgarten“ mit differenzierter Bepflanzung zur Landschaft des Otto Wagner Spitals.

Besonderes Augenmerk wurde auf die Bepflanzung über den unterirdischen Gebäudeteilen gelegt damit diese auch im Hochsommer saftig grün bleiben.

Die Aufenthaltsbereiche im Außenbereich sind der sukzessiven Erweiterung des Aktionsradius der Patient_innen durch den Heilungsprozess angepasst und über dem Therapiebad wurde ein Therapieweg angelegt, der den Patient_innen ermöglicht, sich durch verschiedene Bodenbeläge haptisch neu zu erleben und an wiedergewonnene Wahrnehmung zu gewöhnen.